Wahre Liebe

Muss wahre Liebe uns durchgängig high machen?

Was passiert, wenn wir das glauben? Können wir dann jemals den oder die Richtige finden? Oder sind wir abhängig von einem Gefühl und kommen nicht mehr aus der Sucht danach heraus? Wir stellen uns dann vor, dass irgendwo da draußen ein Mensch auf uns wartet, der uns für immer auf Wolke 7 schweben lässt. Und treffen wir jemand neues, glauben wir oft zu Beginn endlich angekommen zu sein. Doch wenn das Gefühl plötzlich wieder weg ist,  dann ist es eben einfach nicht die richtige Person gewesen. Was wäre, wenn wir uns damit immer wieder alles kaputt machen und genau deswegen niemals irgendwo ankommen?

Und nun nehmen wir an, wir haben so einen Menschen gefunden, bei dem wir über Jahre durchgängig high sind. Doch irgendetwas stimmt nicht. Unser Gegenüber ist nie ganz so verliebt wie wir. Warum? Ist diese Liebe in Wirklichkeit kein gesunder Zustand und keine wahre Liebe?  Verleugnen wir uns am Ende sogar selbst und geben uns für den anderen auf? Würde der andere das Selbe für uns tun?

Ungesunde Liebe

Wenn ein Mensch zu mir sagt: „Ich habe eine solche Beziehung – ich schwebe durchgängig auf Wolke 7!“, und sich der Gegenpart dieser Beziehung eher zurückhaltend verhält, dann ist hier mit großer Wahrscheinlichkeit eine ungesunde Beziehungsdynamik entstanden.

Wissenschaftler haben herausgefunden, dass ein ganz bestimmtes Belohnungssystem aktiviert wird, wenn wir in Beziehung treten. Begegnen wir einem unnahbaren Menschen und schaffen es zu diesem eine Verbindung herzustellen, schüttet der Körper einen Hormoncocktail aus, der ähnlich wirkt wie Kokain. Das tut der Körper deshalb, damit wir möglichst bald und unbefangen Kinder zeugen.

Und wenn das Gegenüber unnahbar bleibt oder weiter zurückweicht,  dann ist der andere in einer Dauerschleife gefangen. Das Gehirn vermittelt nun ständig, dass es das Wichtigste im Leben ist, diese Verbindung immer und immer wieder herzustellen. So kann es passieren, dass der eine Partner dieser Beziehung sich als dauerhaft über beide Ohren verliebt empfindet und der andere diese Emotionen nicht nachvollziehen kann. Oder, dass beide ständig streiten, weil sie vom anderen erwarten, dieses ganz bestimmte verliebt sein auszulösen und dies plötzlich nicht mehr passiert.

Solche Beziehungen sind nicht erstrebenswert und werden für beide niemals zum wahren Beziehungs-Glück führen. Eine ausführliche Erklärung zu diesem Thema und mögliche Vorgehensweisen, um diesen Zustand zu ändern, findest Du in meinem Buch.

Und wahre Liebe?

Natürlich gibt es in einer wirklich erfüllenden Beziehung auch immer wieder Phasen in denen wir auf Wolke 7 schweben. Doch sind diese Gefühle wie die Wellen des Meeres, sie kommen und gehen, je nachdem, was im Leben gerade geschieht und ob wir als Paar an unserer Liebe arbeiten.

In einer wirklich erfüllenden Beziehung haben wir einen Menschen an unserer Seite, der unsere Einstellungen und Werte teilt, der Freund und Begleiter ist und dem wir tief vertrauen können. Wenn wir daran arbeiten, kommen zu dieser Basis auch noch Phasen von echter Nähe hinzu.  Eine solche Liebe muss wachsen können. Sie braucht Zeit und ein achtsames Miteinander. Sie braucht Verständnis, Brücken, gute Kommunikation und Pflege wie ein kleiner persönlicher Garten.

Die meisten kämpfen aber leider durchgängig um ein Gefühl, dass uns wie Drogensüchtige, blind durch die Welt rennen lässt.

Wenn wir auf Partnersuche sind, sollten wir uns diesen Aspekt ganz bewusst machen. Denn dann sehen wir uns nach einem Menschen um, mit dem wir wirklich Freud und Leid teilen können und nicht nach einem, der uns möglichst oft und lange high macht.

Um wahre Liebe zu lernen, müssen wir es als Paar schaffen, nach der Phase der Verliebtheit trotzdem weiterzusehen. Und besonders dann sollten wir  Emotionen nicht überbewerten. Macht Euch frei von dem Druck immer etwas besonderes empfinden zu müssen.

Wenn wir uns wirklich miteinander befassen und füreinander öffnen, dann kommen auch nach längerer Zeit die Schmetterlinge immer wieder und wieder zurück.