Zweifelst Du häufig an Deiner Beziehung?
Kennst Du das auch? Ein Streit löst den anderen ab und auch wenn es nur um Kleinigkeiten geht, blickst Du immer mehr auf Deinen Partner oder Deine Partnerin herab. Der Graben zwischen Euch klafft immer weiter auf und immer dann, wenn Du das Gefühl hast, dass es ein klein wenig besser werden könnte, bekommt Ihr Euch erneut in die Haare? Du sehnst Dich nach einer besseren Verbindung zu Deinem Partner / Deiner Partnerin, doch gleichzeitig kannst Du Dir mit dieser Person gerade nichts Gutes mehr vorstellen. Vielleicht zweifelst Du nur noch?
Solche Phasen entstehen nur dann, wenn Eurer Beziehungskonto ins Minus geraten ist. Vielleicht durch einen besonders heftigen Streit, den ihr danach nicht wirklich geklärt habt. Vielleicht durch viele kleine Auseinandersetzungen, die ihr einfach unter den Teppich gekehrt habt, weil reden einfach zu anstrengend gewesen wäre. Möglicherweise aber auch, weil ihr frustriert seit, weil ihr Euch beide nach Nähe sehnt und es keine Möglichkeit zu geben scheint, wieder eine Verbindung zueinander herzustellen. Alles was bleibt, sind dann die Zweifel an der Beziehung. Doch wie kommen wir aus dieser Misere wieder heraus?
Siehst Du noch den ganzen Menschen?
Ich habe bereits darüber geschrieben, dass wir manchmal einen Tunnelblick haben. Wenn wir gerade in einer solchen Streitphase sind, ist das besonders schlimm. Was passiert nämlich? Wir sehen nur noch die negativen Anteile unseres Partners und blenden alles andere komplett aus. Wir vergessen, dass der Mensch vor uns ja auch noch so viele gute Anteile in sich trägt, die wir eigentlich wertschätzen. Der Ärger und der Zorn lassen uns blind werden. Wir glauben in dem Moment sogar, dass dieser Mensch eigentlich nicht zu uns passt und verstehen gar nicht mehr, was uns einmal dazu bewogen hat, den anderen so toll zu finden. Aber das ist völlig normal! Das ist genau das, was der Tunnelblick mit uns tut. Es ist doch kein Wunder, dass Du zweifelst, wenn plötzlich ein Rumpelstilzchen vor Dir steht und Du nur noch dieses wahrnimmst! Sicher war dieser giftige Zwerg auch nicht der Grund dafür, dass Du Dich für diese Person entschieden hast. Doch jeder Mensch hat auch Anteile, die nicht so positiv sind. Das heißt aber nicht, dass die ganzen guten Eigenschaften einfach verschwunden sind. Der Prinz oder die Prinzessin steckt auch noch irgendwo da drinnen!
Damit wir auch gut über schwierige Phasen kommen, sollten wir (wieder) lernen, die guten Seiten unseres Partners bewusst in Erinnerung zu haben.
Jeder Mensch besteht aus verschiedenen Teilen
Das heißt, selbst wenn sie oder er sich aufführt wie besagtes Rumpelstilzchen und dabei ganz furchtbar aussieht, solltest Du üben, dahinter zu blicken – hinter diesen eher unangenehmen Anteil, der sich gerade zeigt. Versuch doch einmal in solch einer Situation innezuhalten, tief durchzuatmen und Dir fünf tolle Eigenschaften Deines Partners ins Gedächtnis zu rufen. Vielleicht fallen Dir sogar konkrete Situationen ein, in denen sich diese Eigenschaften gezeigt haben? Das mag schwierig klingen, wenn die Emotionen gerade hochkochen, aber wenn Du in Dein Herz hineinfühlst, ist es dennoch machbar. Auch Du selbst bist nicht nur der Zorn. Und Dein Partner fühlt sich gerade ganz bestimmt auch nicht wohl in seiner Rolle.
Wenn es Dir einmal gelungen ist, hinter die Fassade Deines Partners oder Deiner Partnerin zu blicken und zu erkennen, dass er oder sie aus verschiedenen Anteilen besteht, bist Du von vornherein weniger ablehnend. Und Du zweifelst nicht gleich an allem, wenn Du gelernt hast, die guten Anteile Deines Partners nicht einfach auszublenden. Der Streit hat dann viel weniger Wind in den Segeln. Und damit Ihr das Ganze wirklich erleben könnt, hab ich ein kleines Spiel für Euch vorbereitet.
Raus mit den Anteilen
Wartet, bis ihr wieder einmal streitet. Unterbrecht die Diskussion, wenn ihr bemerkt, dass ihr es nicht schafft den Streit aufzulösen. Setzt Euch zusammen und nehmt jeder Papier und Stift in die Hand. Nun spürt in Euch hinein. Welcher Anteil ist da gerade jeweils besonders aktiv? Wut? Zorn? Die beleidigte Leberwurst? Der Rechthaber? Das Opfer? Sucht Euch aus, welche zwei gerade dominieren und schreibt diese Anteile jeder auf einen Zettel. Nun überlegt jeder für sich, was er in guten Zeiten besonders am anderen mag. Welchen Anteil liebst Du dann an Deinem Partner? Die Lustige? Den Romantiker? Den klugen Kopf? Die Abenteurerin? Schreib jetzt Du für Deinen Partner ( und er für Dich) zwei weitere Anteile auf. Jeder von Euch hat nun 4 Zettel mit jeweils 4 Anteilen darauf. Zwei hat jeder selbst geschrieben, zwei positive hat der Partner ergänzt. Legt diese vor Euch, wie bei einem Kartenspiel, auf den Tisch. Nun darf Eure Auseinandersetzung weitergehen, jedoch mit einer Änderung. Jeder Anteil soll konkret nacheinander zu Wort kommen. Lasst nun abwechselnd Eure Anteile zu dem Thema sprechen, dass vorhin für Unstimmigkeiten gesorgt hat und zwar mit der konkreten Frage: Wie würde dieser Anteil den Streit lösen/bewerten? Und schreibt mir später gerne, was für Erfahrungen ihr damit gemacht habt. Welcher Anteil hat es am Ende geschafft den Streit zu lösen? Welche Anteile sind nicht so gut geeignet einen Streit zu lösen? Hast Du Deinen Partner oder Deine Partnerin plötzlich anders wahrgenommen? Zweifelst Du jetzt noch an Deinem Partner oder Deiner Partnerin?